Wer soll auf das Kind aufpassen?
Nicht nur bei Alleinerzieher/innen kann es
zu schwierigen Situationen kommen.
„Mütter tun sich am Anfang oft schwer,
ihr Baby loszulassen und es in andere Hände zu geben.
Das sollten sie aber tun.
Gerade in dieser Phase ist es wichtig für die psychische Gesundheit,
die eigenen Interessen weiterzupflegen und Freundinnen zu treffen“,
sagt die Sozialarbeiterin Barbara Campman.
Das Neugeborene und sein Vater sollen auch die Möglichkeit bekommen,
eine Bindung aufzubauen.
„Wichtig ist, von Anfang an bei der Kinderbetreuung flexibel zu sein.
Lernen Sie die Muttermilch abzupumpen.
So können Sie sich eine Pause gönnen und auch andere Bezugspersonen miteinbeziehen. Zum Beispiel Oma und Opa“, rät Campman stillenden Müttern.
Ideal ist, wenn der Vater einen großen Teil der Kinderbetreuung übernimmt.
Aber auch ein Babysitter oder eine Tagesmutter oder ein Tagesvater sind
laut der Beraterin eine gute Alternative.
In den ersten 1 bis 2 Jahren sollen die Kinder
in keine zu großen Gruppen gegeben werden, rät Campman.
In dieser Zeit brauchen sie noch sehr viel Nähe und direkte Ansprache.
Später sind Kindergärten eine wunderbare Lösung,
weil die Kinder durch das Spielen mit anderen sehr viel lernen.
Campman rät: „Versuchen Sie, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen.“
Kümmern Sie sich ab und zu um die Kinder befreundeter Eltern.
Dann machen die das sicher auch gerne für Ihre Kinder.
Das kann sehr helfen.
Zum Beispiel, wenn man abends einmal als Paar ausgehen möchte.
Wichtig ist, locker und flexibel zu bleiben.
Bestehen Sie nicht darauf,
dass andere alles genauso machen wie Mama oder Papa.
„Kinderbetreuung kann man lernen – das gilt für Babysitter.
Und bei Oma und Opa muss man schon großzügig sein.
Sie machen die Dinge oft anders als man selbst.“
Ab dem Volksschulschulter, etwa ab 9 Jahren, kann man
die Kinder schon eine Zeit lang unbeaufsichtigt lassen.
Das Alleinsein bietet den Kindern die Möglichkeit, Einiges zu lernen:
„Die Kinder profitieren davon,
wenn sie hin und wieder alleine zu Hause sind.
Sie lernen, mit ungewohnten Situationen umzugehen.
Im Notfall haben sie ein Handy und können rasch Hilfe holen.“
Wenn Sie zum Thema Kinderbetreuung mit einem Profi sprechen wollen, stehen Ihnen die österreichischen Familien-Beratungsstellen
gerne mit kostenfreien Terminen zur Verfügung.
Unsere Interviewpartnerin
Barbara Campman ist Sozialarbeiterin und Mediatorin.
Sie ist Leiterin der Kindersozialdienste St. Martin.
Kindersozialdienste und Familienberatung St. Martin
Martinstraße 40
3400 Klosterneuburg
Webseite der Familienberatungsstelle der Kindersozialdienste Klosterneuburg
Das Interview wurde im Juli 2022 geführt.