Sexuelle Gewalt an Kindern – wie soll man damit umgehen?
Das Kind benimmt sich seltsam.
Es will bestimmte Personen nicht mehr besuchen.
Oder die Schulnoten werden schlechter.
Das alles kann ein Zeichen sein,
dass dem Kind sexuelle Gewalt angetan wurde.
Was ist sexuelle Gewalt?
Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von sexueller Gewalt.
Manchmal wird dabei der Körper berührt.
Manchmal nicht.
Bei sexueller Gewalt macht jemand etwas mit dem Kind.
Aber das Kind möchte das nicht.
Sexuelle Gewalt ist zum Beispiel:
- Jemand berührt ein Kind an intimen Stellen.
Zum Beispiel zwischen den Beinen, am Po oder an der Brust.
Aber das Kind möchte das nicht. - Jemand umarmt ein Kind.
Aber das Kind möchte das nicht. - Jemand sagt etwas über den Körper eines Kindes.
Aber das Kind möchte das nicht. - Jemand fotografiert ein Kind zum Beispiel in Unterwäsche.
Oder wenn das Kind nackt ist.
Aber das Kind möchte das nicht. - Jemand gibt einem Kind ein Bussi.
Aber das Kind möchte das nicht.
Es ist wichtig,
dass sich alle Menschen über dieses Thema informieren.
Es ist auch wichtig,
dass man über seine eigene Vergangenheit nachdenkt.
Und dass man überlegt:
Habe auch ich Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht?
Sexuelle Gewalt in der Familie
Viele Menschen haben schon selbst sexuelle Gewalt erlebt.
Wenn die sexuelle Gewalt innerhalb der Familie geschehen ist,
dann können sich viele daran nicht mehr erinnern.
Sie verdrängen das Erlebte.
Denn nur so können sie weiter in der Familie leben.
Nur so halten sie das Leben in der Familie aus.
Sexuelle Gewalt in der Familie kommt viel öfter vor als man denkt.
Es geschieht in allen möglichen Familien.
In armen und reichen Familien.
In Familien, in denen die Eltern studiert haben.
Und in Familien, wo die Eltern gar keinen Schul-Abschluss haben.
In Familien, wo die Eltern aus Österreich kommen.
Und in Familien, wo die Eltern aus anderen Ländern kommen.
Hilfe bei sexueller Gewalt
Egal, ob die sexuelle Gewalt in der Familie geschehen ist
oder an einem anderen Ort:
Betroffene Kinder müssen Hilfe bekommen.
Man muss die Wahrheit herausfinden,
damit die sexuelle Gewalt aufhört.
Hier sind vor allem die Eltern wichtig.
Vor allem sie müssen Verantwortung übernehmen.
Wenn man einen Verdacht hat
Haben Sie einen Verdacht,
dass einem Kind oder einem Jugendlichen sexuelle Gewalt angetan wurde?
Meistens bemerken Sie als erstes,
dass sich Ihr Kind anders verhält als sonst.
Seien Sie dann besonders vorsichtig und sensibel.
Drängen Sie ihr Kind nicht.
Zwingen Sie es nicht, etwas zu erzählen.
Betroffene Kinder haben oft Angst.
Oder sie schämen sich.
Oft drohen Täterinnen und Täter dem Kind.
Sie sagen zum Beispiel:
Wenn du anderen etwas erzählst,
dann passiert etwas Schlimmes.
Kinder reden oft erst dann,
wenn sie sich sicher fühlen.
Tipps der Expertin
Sie glauben, dass Ihrem Kind sexuelle Gewalt angetan wurde?
Mag.a Elli Scambor ist Soziologin und Pädagogin.
Hier gibt sie ein paar Tipps, was Sie tun können:
- Seien sie sehr vorsichtig,
wenn Sie einen Verdacht haben. - Hören Sie Ihrem Kind zu.
- Bleiben Sie dabei ruhig.
- Beobachten Sie genau.
- Sagen Sie Ihrem Kind,
dass Sie für es da sind. - Schlagen Sie nicht sofort Lösungen vor.
- Suchen Sie nicht selbstständig nach Beweisen.
- Versuchen Sie, sich in Ihr Kind hinein zu versetzen.
- Reagieren Sie nicht übertrieben gefühlvoll.
- Lassen Sie sich in einer Beratungs-Stelle beraten.
In Österreich gibt es viele Beratungs-Stellen.
Dort können Sie Hilfe bekommen.
Eine Beratung ist kostenlos.
Auf unserer Internet-Seite können Sie mit der Such-Funktion
leicht eine Beratungs-Stelle in Ihrer Gegend finden.
Unsere Interviewpartnerin
Mag.a Elli Scambor ist Soziologin und Pädagogin.
Sie ist die Leiterin vom Institut für Männer- und Geschlechter-Forschung.
Sie hat auch an mehreren Forschungs-Projekten
zum Thema sexuelle Gewalt an Jungen gearbeitet.
VMG Steiermark
Dietrichsteinplatz 15/8
8010 Graz
Webseite des VMG Steiermark
Das Interview wurde im April 2023 durchgeführt.