Meine Freund/innen lästern über mich
„Einige Hauptgründe, warum man manchmal sogar Freund/innen schlechtmacht, sind die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben oder ein geringes Selbstwertgefühl, welche man damit zu kompensieren versucht“, so Mag.a Petra Schornböck.
„Vor allem Mädchen sind betroffen, da sie oft lernen, Konflikten eher aus dem Weg zu gehen. Fühlen sie sich bedroht oder sind sie einer ungewohnten Situation ausgesetzt, wird das Thema dadurch vorerst eher hinter dem Rücken des anderen besprochen“, so die Beraterin. Burschen hingegen wird nachgesagt, dass sie hier direkter seien und den Konflikt meist offen austragen.
Für diejenige, über die gelästert wird und das möglicherweise auch überraschend, kann dies sehr unangenehm sein. „Gerade Schulkinder oder junge Mädchen sind in solchen Situationen schnell überfordert“, so Schornböck. „Es kann für sie schwierig sein, ihre Freund/innen direkt darauf anzusprechen, obwohl eine Aussprache notwendig wäre.“
Im ersten Schritt gilt es herauszufinden, in welchem Ausmaß gelästert wird, damit man dementsprechend vorgehen kann. Hier ist es wichtig „lästern“ von „mobben“ zu unterscheiden. Ersteres passiert eher zufällig, wohingegen man sich beim Mobbing gezielt ein Opfer aussucht und dieses mehr als einmal schikaniert. Ist nur eine Person involviert, kann eine Aussprache schon Licht ins Dunkel bringen. Es kann aber auch passieren, dass alles abgestritten wird. Dieser Fall tritt sehr oft ein und kann zu einem massiven Vertrauensbruch führen. Hier müsse man sich nun klar werden, ob es sich tatsächlich um Freund/innen handelt. Oft wird vieles aber auch in der Hitze des Gefechts oder unter Gruppendruck gesagt und ist meist gar nicht so gemeint und beabsichtigt.
Viele Konflikte lassen sich auch durch direktes Ansprechen nicht lösen. Sind mehrere Freund/innen involviert, ist man vor allem als Schulkind schnell überfordert. Hier kann ein/e Vertraute/r, ein/e Lehrer/in oder ein/e Schulpsycholog/in weiterhelfen. Am effektivsten wäre es, regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen zum Thema „streiten, lästern, mobben“ zu sprechen, Begriffe zu klären und Strategien aufzuzeigen, die Betroffenen weiterhelfen können. Dies könnte gut in der Schule passieren, aber auch Eltern könnten und sollten mit Kindern über Konflikte sprechen. Auf keinen Fall sollten Streit und „Ausgeschlossen-sein-Gefühle“ verharmlost oder gar abgewertet werden. Zeigt auch die Aussprache in der Klasse keine Wirkung, bietet die Beratungsstelle sprungbrett Gruppenworkshops an, in denen solche Dynamiken aufgelöst werden können.
Schulkinder verarbeiten solche Vorfälle schwieriger als Erwachsene. Da Jugendliche in der Pubertät ihre Identität neu finden müssen, sind Verletzungen des „Ichs“ besonders schwerwiegend! Die Folgen sind ein gemindertes Selbstwertgefühl, Vertrauensverlust, Depressionen und Selbstmordgedanken. In allen Fällen hilft es, das Geschehene zu reflektieren – mit Lehrer/innen, Eltern, Freund/innen und Therapeut/innen.
Sollten Sie oder Ihr Kind mit dieser oder einer ähnlichen Situation zu kämpfen haben, helfen Ihnen die zahlreichen Familienberatungsstellen in Österreich gerne weiter.
Unsere Interviewpartnerin
Mag.a Petra Schornböck Klinische und Gesundheitspsychologin, Beraterin in der Beratungsstelle sprungbrett, Wien.
Verein Sprungbrett
Hütteldorfer Straße 81b/ Stiege1/ Top 4
1150 Wien
Webseite der Familienberatungsstelle sprungbrett
Das Interview wurde im März 2017 geführt.